Mittwoch, 22. Oktober 2014

Tagebucheintrag Nr.5 vom 22.10.2014

Gegen 7 Uhr frühstückten wir und „freuten“ uns, denn schon beim Aufstehen war klar: Es regnete!
Wir brachen etwa um 7:40 Uhr auf, wieder mit Herrn Swiderski, der uns das riesige Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zeigte. Wir sahen die „alte Rampe“ außerhalb des Lagers und das „Todestor“, durch das die Wagons in das Lager fuhren. Über dem Tor war der Hauptwachturm, der von SS-Männern mit Maschinengewehren bewacht wurde. Vom Wachturm hatte man einen Überblick über das ganze Gelände (über 5km²), in dessen Krematorien pro Ofen täglich über 2000 Häftlinge verbrannt wurden.
Im Vergleich zum Stammlager (Auschwitz I) stehen hier jedoch kaum noch Baracken, da die Nationalsozialisten diese kurz vor der Befreiung zerstörten. Wenige Quarantäne-Baracken aus Holz sind noch erhalten, davon besichtigten wir die Schlafsäle und Latrinen der Männer.
Durch den Dauerregen und die Kälte wurde einem bewusst, wie schwierig es für die Häftlinge gewesen sein musste zu überleben (-> dünne Kleidung; kurz geschorene Haare; etc.).
Wir gingen weiter zu einem Teich, an dem uns erklärt wurde, dass die KZs versichert sein mussten und das Teichwasser als Löschwasser aus Versicherungsgründen vorhanden sein musste. Der besagte Versicherer ist die noch heute bestehende Allianz-Versicherung.
Danach gingen wir in die Frauenbaracken, die aus Ziegeln sind und gingen in diese, durch Stützen gehaltenen Gebäude, in denen wir ein paar Minuten brauchten, um uns an die dortige Dunkelheit zu gewöhnen, damit wir die Schriftzüge, die an den Wänden waren, lesen konnte. Wie z.B. „Bleib ruhig!, „Sauberkeit ist Gesundheit“, „Eine Laus ist dein Tod!“. Aber das erschreckende war, dass so viele Leute einfach kein Respekt vor diesem Ort haben und eigene Texte in diese Wände und Betten eingeritzt hatten. Nach dem Aufenthalt dort gingen wir zu den Krematorien 2 und 3, die von den Nazis noch gesprengt wurden, um die Spuren des Massenverbrechens zu  verwischen. Zwischen diesen Krematorien befindet sich ein großes Denkmal, um an die dortigen schrecklichen Geschehnisse mit Gedenktafeln in den Sprachen der Häftlinge, zu erinnern. Dort legten wir zum Großteil weiße Rosen vor allem an die deutsche Tafel und zündeten Kerzen an. Nach ein paar nachdenklichen Minuten, immer noch bei strömendem Regen, zur „Sauna“.  Auf dem Weg dorthin konnte man die Überreste des Klärwerks von Birkenau sehen. An der „Sauna“ angekommen, wurden wir durch die Abteilungen, wie z.B. den Haarschneideraum und die Desinfektionsräume, nur um ein paar zu nennen, gezeigt. Am Ende der „Sauna“-Führung wurde uns eine Ausstellung von Bildern, der Häftlinge  präsentiert. Nach etwas Zeit machten wir uns auf zurück zum Eingang (immer noch bei strömendem Regen). Dort wurden dann noch ein paar abschließende Worte gesagt, aber natürlich erzählte Herr Swiderski uns immer bei jedem Ort, was dort geschehen war. Mit einem unfassbaren Wissen und Sachlichkeit stand er uns für jede Frage bereit. Dann fuhren wir wieder zum Hotel. Dort aßen wir zu Mittag, wo nur Marc die Fischgräten abbekam (dies ist ein Einschub von Lina). Darauf teilten wir uns in Gruppen auf; eine schaute „Schindlers Liste“ und danach trafen sich einige der Gruppe mit Herr Swiderski, der uns weitere Informationen zum Thema Auschwitz lieferte, uns aber auch zeigte, dass Oswiecim auch eine pulsierende Stadt ist (38.000 Einwohner). Rund um das Stammlager war eine Erweiterung geplant, einige Baracken waren bereits gebaut, aber nicht in Betrieb genommen worden. Heute sind diese Baracken Kasernen und größtenteils Wohngebäude. Ebenfalls rund um das Stammlager waren die Wohnhäuser der SS-Männer, Offiziere usw. Die Hausgröße richtete sich nach Dienstrang, einige Männer hatten sogar polnische junge Dienstmädchen. Wir sahen von außen das ehemalige Privathaus von Dr. Mengele, die in Auschwitz Versuche an lebenden Häftlingen machten. Weiterhin sahen wir ein Lager für Gewehre und Ausrüstungen der SS außerhalb der KZs, daneben die Kantine der SS und Offiziere, da diese nicht das wenige nahrarme Essen aßen. Die Häftlinge von Auschwitz/Birkenau arbeiteten im KZ selbst, z.B. im Sonderkommando aber auch auf Feldern, Privatgärten und Fabriken (Monowitz als Auschwitz 3 und Buna-Werke, heute IG Farben). Danach besichtigten wir 2 Kirchen, eine Bibliothek, eine Art Gemeindezentrum mit Kino und besuchten einen Sammler, der privat viele Ausstellungsstücke und Fotos über die Nazizeit besaß.
                                                                                                        -Eva Bloch & Marc Dehemer

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